2021 – 2022

Nach der Schlüsselübergabe im Spätherbst 2021 begannen die ersten Erkundungen, um den Zustand des Hauses zu erfassen, Prioritäten zu setzen und die nächsten Sanierungsschritte festzulegen. Schon bald zeigte sich, dass einiges auf uns zukam – und wir packten es Schritt für Schritt an.

Dachinspektion

Ein dichtes Dach ist das A und O! Deshalb rückten wir verschobene Ziegel zurecht, erneuerten Dachlatten und verschmierten die Ziegel neu. Über Kleinanzeigen konnten wir sogar rund 100 baugleiche Ziegel organisieren – bis heute liegen sie ungenutzt bereit. 😀

Kellergewölbe freilegen

Im Raum oberhalb des Kellers zog die Feuchtigkeit in die Wände. Das Gewölbe war bislang von Erde umgeben, auf der früher direkt der Holzboden auflag. Wir legten das Mauerwerk händisch frei und stießen dabei auf spannende Funde: Knochen, Lederreste, kleine Fläschchen, zahlreiche Tonscherben, die sich im Nachhinein ins späte Mittelalter datieren ließen – und eine Münze aus dem Königreich Böhmen, ein Gröschl von 1782. Ein überraschendes Indiz, hatten wir das Haus bis dahin doch auf etwa 1850 datiert.

Freilegung von Decken, Wänden und Böden

Um den Zustand des Fachwerks einschätzen zu können, entfernten wir Abhängungen, Vertäfelungen, Putz sowie Vinyl- und Teppichböden. Dabei kamen alte Bohlen, mehrlagiger Anhydritestrich, gebrochene Deckenbalken, zersetzes Holz fehlende Kopfbänder und sogar teils angehackte Balken zum Vorschein – offenbar um Leitungen einfacher verlegen zu können. Auf der Südseite kam Eichenfachwerk zum Vorschein.

Rückbau und Neuaufbau der Wasser- und Stromleitungen

Bei Übernahme des Hauses war die Wasseruhr, die beide Gebäudeteile versorgt, geplatzt. Dazu gab es keine funktionierende Wasserleitungen, diese mussten neu verlegt werden. Die Elektrik war abenteuerlich und nur rudimentär vorhanden. Sie wurde auf einen sicheren Stand gebracht: Mit FI, Sicherungen, mehrere Stromkreise, … Dass beim Betrieb das Haus nicht abgebrannt ist, war wohl auch nur Glück.

Überdachung Dachterasse entfernen

Ein Dorn im Auge war uns die Überdachung der Dachterasse, die Vorder- und Hinterhaus verband. Sie bestand aus sprödem Plastik und wurde von den Vorbesitzern anscheinend bei einer Grillparty angesengt. Die Sparren der Konstruktion haben wir an verschiedenen Stellen wiederverwenden können.

Durchbruch für Bauaufzug

Um Dachboden und obere Stockwerke von Schrott und Schutt zu befreien, machten wir einen Durchbruch bis ins Erdgeschoss und installierten eine Seilwinde als Bauaufzug. Als sehr widerspenstig stellte sich der Boden im Oberstock (Badezimmer) heraus: Hier wurde über der vorhandenen Decke aus Lehmwickeln 15 cm drüberbetoniert – eine Mammutaufgabe für Mensch und Maschine.

Rückbau der Räucherkammer

Als Fleischerei muss man natürlich eine etwas größer dimensionierte Räucherkammer haben. Sie befand sich im Anbau. Vom Boden über die Wände bis zur Decke war alles komplett verrußt und dünstete den entsprechenden Geruch aus. Beim Rückbau stießen wir sogar auf vergessene Räucherwaren – lecker!

Aufräumarbeiten im Keller

Durch falsches Lüften war der Keller stark feucht und viele dort gelagerte Gegenstände bereits am Zerfallen. Die Entrümpelung war mühsam. Rätselhaft bleibt uns bis heute, wie die Vorbesitzer die großen Öltanks – ohne Spuren zu hinterlassen – durch den schmalen Kellerzugang entfernen konnten.

Erste Toröffnung im Anbau

Beim Kauf besaß der Anbau nur eine unschöne Glastür mit Glasbausteinen, obwohl Bauzeichnungen zwei Toröffnungen zeigten. Die Tür ersetzten wir bald durch ein Bautor.

Rückbau von Dämmungen und Boden im Anbau

Offenbar hatten die Vorbesitzer versucht, den Anbau kurzfristig als Wohnung nutzbar zu machen. Ohne Konzept war Steinwolle in Plastikfolie gepackt und in die Decke gestopft – bei Wind bewegten sich die Pakete sichtbar. Wir entfernten alles und nahmen auch den heterogenen Bodenaufbau heraus. Die unzureichende Glaswolldämmung darunter wurde ebenfalls beseitigt.

Entdeckung der Bohlenstube

Im Raum über dem Keller fiel uns ein besonders dicker, verputzter Balken auf. Bei der Freilegung entdeckten wir unter Tapeten, Lehm, Stroh und Haselnussruten einen dunkelroten, weiß übertünchten, reich geschnitzten Balken. Weitere Schnitzereien fanden sich in den Deckenfeldern und Holzbohlen – die Reste einer Bohlenstube! Zunächst hielten wir die Formen für barock, doch ein befreundeter Hausforscher datierte sie ins 16. Jahrhundert. Ein Fund, der uns sprachlos machte.

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