
Das Haus

2021
Wir waren auf der Suche nach einem Haus, das wir selbst renovieren oder sanieren wollten. Alt sollte es sein, das stand für uns fest. Am liebsten in der Natur, mit Garten, Platz – und all dem, was man sich in so einem Fall wünscht.
Doch nachdem wir unseren Suchradius immer weiter ausgedehnt hatten, stießen wir schließlich auf fast das Gegenteil von dem, was wir eigentlich im Sinn hatten: mitten in der Kleinstadt gelegen, ein komplett überbautes Grundstück, ohne Garten.
Ende 2021 kauften wir schließlich dieses Haus – oder besser gesagt: diese beiden Häuser. Ein Vorderhaus mit Mansarddach und ein Hinterhaus mit Backsteinfassade.
Warum also dieses Haus?
Uns gefielen sofort die Backsteine des Anbaus, die alten Biberschwanzziegel auf der Mansarde und auch die Lage – am Rand der für Nordthüringer Verhältnisse lebendigen Innenstadt.
Weniger schön war dagegen die offene Wand zum Nachbargrundstück. Nur mit Planen verhangen, Löcher notdürfitg mit verfügbaren Steinen verschlossen, nachdem dort Jahre zuvor ein Haus abgerissen worden war. Vermutlich wirkte gerade das auf viele potenzielle Käufer eher abschreckend.
Wir wussten, dass vor uns eine komplette Entkernung und umfassende Sanierung lag – sicherlich mit der einen oder anderen Überraschung. Ohne Zeitdruck machten wir uns zu zweit ans Werk. Wir trauten uns zu, dieses Haus zu erhalten.
Damals war uns nicht klar, was wir so alles entdecken würden…

2021

2021
Die bisherige Sanierung
Seit nunmehr fast vier Jahren befinden wir uns in der Sanierung. Die erste Baugenehmigung ist erteilt, der Einzug ins Hinterhaus nah. Es verwandelt sich langsam innerlich wie äußerlich.
Was uns dabei besonders wichtig ist:
- Eigenleistung!
- Erhalt von so viel Originalsubstanz wie möglich
- Wiederverwendung von Materialien (vor allem Lehm)
- Nutzung regionaler und traditioneller Baustoffe
Wir haben in dieser Zeit viele interessante Funde gemacht, Bauteile freigelegt, Bauforschung betrieben und betreiben lassen und somit ein Haus entdeckt, das so viel mehr an Geschichte zu bieten hat, als wir es uns jemals ausmalen konnten.
Nach und nach möchten wir in unserem Blog die bisherigen Schritte und Jahre Revue passieren lassen und einzelne Aspekte näher vorstellen.
Geschichte
Haus- und Stadtgeschichte hängen eng zusammen und erklären, warum ein Gebäude an einem bestimmten Ort und in einer bestimmten Form entstanden ist. Wir haben intensiv recherchiert, um mehr über die Erbauer, die früheren Bewohner und die Rolle des Hauses im städtischen Umfeld zu erfahren. Dennoch bleiben längere Zeitabschnitte, über die wir bisher kaum Informationen haben. Schritt für Schritt versuchen wir auch diese Wissenslücken zu füllen. Zur Geschichte der Stadt und unseres Hauses werden wir ebenfalls unseren Blog füttern.
1554
Stadtbrand in Frankenhausen bei dem über 150 Häuser abbrennen.
1555
Errichtung des Hauses auf den Grundmauern eines Vorgängerbaus. Über Erbauer und frühere Nutzung des Gebäudes ist bisher nichts bekannt. Ursprüngliche Dachform und Dacheindeckung sind ebenfalls unbekannt.
1793
Umbau des Daches zur Mansarde.
1833
Ein Stadtbrand, der hunderte Häuser in der Stadt und im direkten Umfeld niederbrannte, beschädigt das Haus nur leicht.
1870
Nachweis, dass Seilermeister Heinrich Daniel Friedrich Cunis das Wohnhaus besitzt. Dahinter lag seine Scheune sowie Ställe.
1899
Einbau einer neuen Ladenfront durch Fleischermeisterwitwe Pauline Müller, geb. Cunis. Vermutlich seitdem Nutzung des Ladens als Fleischerei.
1902
Beginn der Errichtung des Backsteinanbaus für Produktionsräume der Fleischerei.
bis
1970er
Fleischereibetrieb, danach Spezialitätengeschäft und Menüladen.
nach 1990
Letzte Modernisierung: Verkleidung der verputzten Fassade mit Kunstoffpaneelen, Einbau von Kunstofffenstern.
ca. 2007
Das denkmalgeschütze, direkt angrenzende Nachbarhaus wird ohne Genehmigung und Begleitung eines Statikers beim Straßenausbau abgerissen. Notdürftig wurden Löcher im Haus geschlossen und es später mit Planen verhangen.
ab ca. 2015
Leerstand.
ab 2018
Zwangsversteigerung. Der neue Eigentümer beginnt Entrümpelungs- und teilweise Entkernungsmaßnahmen sowie Sanierungsversuchen im Anbau.
Ende 2021
Kauf durch uns und Beginn der richtigen Entkernung
Mitte 2022
Fund einer Bohlenstube im Erdgeschoss
Anfang 2024
Erste Freilegung des Sichtfachwerks im Oberstock
Ende 2024
Unterschutzstellung als Einzeldenkmal